Die 10 größten Irrtümer der Krisenvorsorge

Die meisten scheitern nicht am Chaos, sondern an falschen Annahmen

Krisen sind selten „Hollywood“ – sie sind banale Kettenreaktionen: Stromausfall → Pumpen stoppen → Wasser & Abwasser fallen aus → Zahlungssysteme haken → Supermarkt leer. Der deutsche Bevölkerungsschutz rät deshalb jedem Haushalt zu mindestens 10 Tagen Eigenvorsorge (Wasser, Lebensmittel, Hygiene, Informationen). „Der Staat hilft sofort“ ist ein gefährlicher Irrtum – Eigenhilfe überbrückt die Lücke, bis Hilfe greift.


1) Irrtum: „Der Staat hilft sofort – ich brauche keinen Vorrat“

Warum gefährlich: In Großschadenslagen sind Rettungsdienste, Energieversorger, Verwaltung zuerst mit Lebensrettung und Gefahrenabwehr beschäftigt. Alles andere dauert.
Auswirkungen: Zuhause fehlt Wasser/Heizung, im Umfeld eskalieren kleine Konflikte (letzte Kerze, letzte Powerbank), landesweit werden Ressourcen priorisiert.
Was du tust: 10-Tage-Vorrat (inkl. Medikamente, Hygiene, Radio/Beleuchtung) anlegen – das ist offizielle Empfehlung. Checklisten & Mengen liefert der Ratgeber des BBK.
Vorfall: Ahrtal 2021 – regional brachen Strom, Wasser, Kommunikation teils zusammen. Wer vorbereitet war, kam sicherer durch die ersten Tage.


2) Irrtum: „Bargeld ist oldschool – Karte geht immer“

Warum gefährlich: Zentrale Kartenterminals können ausfallen. 2022 legte ein Softwarefehler in Verifone-H5000-Terminals Kartenzahlungen in Tausenden Läden lahm.
Auswirkungen: Zuhause: du stehst mit vollen Körben an der Kasse. Umfeld: Tanken nur bar. Deutschland: Lieferketten stauen, weil Kassenprozesse hängen.
Was du tust: Bargeldpuffer (kleine Scheine), mehrere Zahlungswege, Vorrat an Grundbedarf.
Vorfall: Terminal-Ausfall 2022 – landesweite Störungen, Läden stellten auf Barzahlung um.


3) Irrtum: „Mein Smartphone reicht – Radio ist von gestern“

Warum gefährlich: Funkzellen und Backbones sind verletzlich. Bei Stromausfall/Überlastung bekommst du keine Push-Meldungen. Klassische UKW/DAB-Warnungen laufen weiter.
Auswirkungen: Ohne verlässliche Infos triffst du falsche Entscheidungen (fährst in eine Sperrzone).
Was du tust: Warn-App NINA und Notfallradio (batterie/kurbelbetrieben) nutzen – Redundanz rettet.
Vorfall: Bundesweiter Warntag: Cell Broadcast & Apps werden regelmäßig getestet – nur wer empfängt, kann handeln.


4) Irrtum: „Wasser kommt immer aus dem Hahn“

Warum gefährlich: Ohne Strom fallen Pumpen und teils die Trinkwasseraufbereitung aus. Abwasser? Ebenfalls abhängig von Technik.
Auswirkungen: Zuhause fällt Sanitär aus, im Umfeld drohen Hygieneprobleme, landesweit werden Tankwagen & Abgabe priorisiert.
Was du tust: Pro Person 2 Liter/Tag plus Koch-/Waschwasser auf Vorrat; Kanister & Desinfektion bereithalten. Offizielle Leitlinien liefert der BBK-Ratgeber.
Vorfall: Ahrtal 2021 – vielerorts kein Trinkwasser, Hilfssysteme mussten zugeführt werden.


5) Irrtum: „Vorrat ist Hamstern – das ist doch peinlich“

Warum gefährlich: Ohne Vorrat hängst du am ersten Lieferruckler. „Hamstern“ ist kopflosVorsorge ist geplant und rotierend.
Auswirkungen: Zuhause Stress, im Umfeld Streit, landesweit Panik-Käufe belasten Logistik unnötig.
Was du tust: Planbarer 10-Tage-Vorrat mit Vorratskalkulator und Vorratstabelle – amtliche Empfehlungen vom BMEL.
Vorfall: Frühjahr 2020 – punktuell leere Regale; mit Rotation wärst du gelassen geblieben (Behörden empfahlen planbare Vorräte, kein Hamstern).


6) Irrtum: „IT-Ausfälle betreffen nur Unternehmen – zu Hause läuft alles“

Warum gefährlich: Ein einziges fehlerhaftes Update kann Banken, Airlines, Medien, Krankenhäuser und dein Online-Leben gleichzeitig treffen (Windows-Systeme, Kassen, Check-in).
Auswirkungen: Zuhause: Online-Dienste tot, Smart-Home/PC lahm. Umfeld: Termine platzen. Deutschland: massive Betriebsstörungen.
Was du tust: Offline-Backups (3-2-1), USV für Router/PC, Papierlisten, Bargeld. Der CrowdStrike-Vorfall Juli 2024 zeigte die Wucht solcher Abhängigkeiten.
Vorfall: Globaler IT-Ausfall 19.07.2024 – Millionen Windows-Geräte mit Bluescreens, Flüge gestrichen, Praxen & Kassen gestört.


7) Irrtum: „GPS/Internet führen mich immer ans Ziel“

Warum gefährlich: Sonnenstürme (G4–G5) stören GPS, Funk & HF-Kommunikation. Im Mai 2024 warnte NOAA vor schweren/extremen geomagnetischen Stürmen – teils kam es zu Navigationsproblemen.
Auswirkungen: Zuhause egal? Nicht wenn du evakuieren musst. Umfeld: Einsatzkräfte brauchen redundante Navigation. Deutschland: Landwirtschaft, Schifffahrt, Luftfahrt reagieren.
Was du tust: Papieratlas + Kompass, Offline-Karten, Treffpunkte vorher festlegen.
Vorfall: Mai 2024 – stärkster Sturm seit Jahrzehnten, weltweit Störungen möglich; NOAA dokumentiert den Verlauf und Vergleiche mit historischen Ereignissen.


8) Irrtum: „Die Versicherung regelt schon alles – Belege brauche ich nicht“

Warum gefährlich: Ohne Fotos, Listen, Nachweise wird Regulierung zäh. Versicherer empfehlen Schadensminderung und Dokumentation sofort nach dem Ereignis.
Auswirkungen: Zuhause: Geld bleibt länger aus. Umfeld: Handwerkertermine platzen. Deutschland: Viele Fälle → Engpässe bei Gutachtern.
Was du tust: Wertsachenliste & Fotos vorab, nach dem Ereignis sofort dokumentieren, provisorisch Schäden mindern – Leitfaden vom GDV.
Vorfall: Nach Sturm/Hagel/Ereignissen konnten viele Fälle unbürokratisch reguliert werden, wenn Fotos & Listen vorlagen.


9) Irrtum: „Ausrüstung reicht – Übung spare ich mir“

Warum gefährlich: Eine Druckverband-Packung rettet erst nach Übung. Erste Hilfe muss sitzen, bevor es brennt.
Auswirkungen: Zuhause bleibt die Medibox Deko, im Umfeld wird aus einer kontrollierbaren Blutung eine Tragödie.
Was du tust: Erste-Hilfe-Kurs beim DRK, danach jährlich auffrischen; Familie und Nachbarschaft einbeziehen.
Vorfall: In vielen Lagen (Unfälle, Katastrophen) entscheiden die ersten Minuten – ausgebildete Ersthelfer machen den Unterschied.


10) Irrtum: „Einmal kaufen, nie pflegen – Vorrat hält ewig“

Warum gefährlich: Lebensmittel verderben, Batterien entladen, Medikamente laufen ab.
Auswirkungen: Im Ernstfall greifst du zu veralteten Produkten – gefährlich.
Was du tust: Rotation (FIFO), Vorratskalkulator nutzen, Ablaufdaten bündeln und per Etikett markieren. Offizielle Planungshilfen: BMEL.
Vorfall: Nach regionalen Lagen (z. B. Ahrtal) zeigte sich: Wer gepflegte Vorräte hatte, war unabhängiger – und konnte anderen helfen.


Kompakte Checkliste

  • 10-Tage-Vorrat (Wasser, Essen, Hygiene) nach BBK/BMEL eingerichtet.
  • Bargeldpuffer (kleine Scheine) – Kartenausfall einkalkulieren.
  • Notfallradio (UKW/DAB) + NINA; Offline-Karten/Atlas.
  • 3-2-1-Backups, USV/Powerstation; Papierliste wichtiger Kontakte.
  • Erste Hilfe geübt (DRK) + Trauma-Basics an Bord.
  • Wertsachenliste & Fotodoku, feuerfeste Ablage.

Angst ist laut, Vorbereitung ist leise

Die größten Fehler in der Krisenvorsorge sind Illusionen: „Wird schon“, „Die Karte geht“, „Das Netz bleibt“, „Die Versicherung zahlt schon“. Wird vielleicht – bis es nicht mehr wird. Wenn du Vorräte pflegst, Bargeld & Belege hast, Infos redundant empfängst, Backups betreibst und Erste Hilfe kannst, dann wird aus der großen Krise ein störender Zwischenfallbei dir zuhause. Und genau darum geht’s.

Quellen

Empfohlene Produkte (Amazon Werbelinks)

(Bitte Kompatibilität/Größen prüfen. Kocher nie in Innenräumen nutzen!)

Wasser & Nahrung

Strom, Licht & Information

Navigation & Redundanz

Erste Hilfe & Dokumentation

Kochen (nur draußen/belüftet!)

Kommunikation im Nahbereich