Notfallplan Schritt für Schritt

Der Plan, der dich durch die erste(n) Woche(n) trägt

Krisen beginnen selten spektakulär. Es sind Kettenreaktionen: Strom weg → Pumpen stehen → Wasser kommt nicht → Kassen/Terminals streiken → Regale werden leer. Genau deshalb empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) jedem Haushalt mindestens 10 Tage Eigenvorsorge (Wasser, Lebensmittel, Hygiene, Information). Du bist die Feuerwehr deiner ersten Tage – nicht dein Amt, nicht dein Nachbar.


Schritt 1: Risiko-Check für DEIN Zuhause (30 Minuten)

Ziel: In 30 Min. weißt du, welche Risiken dich real treffen: Hochwasser? Sturm? Stromausfall? IT-Ausfälle?
So machst du’s:

  • Adresse checken (Hochwasser-/Starkregenkarten deiner Kommune), Haustyp (Keller? Hanglage?), berufliche Abhängigkeiten (Homeoffice, Medizingeräte).
  • Abhängigkeiten notieren: Wasser aus dem Hahn? Kartenzahlung? Internet? Medikamente?
    Tipp: Druck dir die BBK-Checkliste aus und hake ab, was du heute erledigen kannst.
    Vorfall: Ahrtal 2021 – wo Wasser nie stand, stand es plötzlich. Strom/Wasser/Kommunikation brachen lokal teils tageweise weg.

Schritt 2: Alarmierung & Information (jetzt sofort)

Ziel: Amtliche Warnungen sicher empfangen – auch wenn Apps ausfallen.
So machst du’s:

  • Warn-App NINA installieren (offizielle Bundes-Warnungen via MoWaS).
  • Notfallradio (UKW/DAB) bereitstellen – funktioniert ohne Internet.
    Vorfall: Warntage zeigen: Nur wer empfängt, kann handeln. (NINA ist voll ins MoWaS eingebunden.)

Schritt 3: Wasser – Priorität Nr. 1 (heute anlegen)

Ziel: Mindestens 2 l Trinkwasser pro Person und Tag für 10 Tage + Extra zum Kochen/Waschen.
So machst du’s:

  • Lebensmittelechte Kanister, Desinfektionstabletten und Filter als Backup.
  • Bei Säuglingen/Älteren Mehrbedarf einplanen.
    Warum: Ohne Strom kein Pumpen, ohne Pumpen kein Wasser. 10-Tage-Vorrat ist Standard.
    Vorfall: Nach der Ahrtal-Flut musste Trinkwasser zugeführt werden – wer Kanister hatte, war im Vorteil.

Schritt 4: Lebensmittel – „lebender Vorrat“ statt Hamstern

Ziel: Rund 2.200 kcal pro Tag und Person, 10 Tage.
So machst du’s:

  • Nutze die Vorratstabelle des BMEL als Einkaufsliste; rotiere nach „erst rein, erst raus“.
    Vorfall: 2020/21 reichten Panik-Käufe für leere Regale – geplante Vorräte verhindern Stress. (BMEL gibt Mengen & Beispiele vor.)

Schritt 5: Strom & Licht – 72 h überbrücken

Ziel: Licht, Laden, Lagebild – auch ohne Netz.
So machst du’s:

  • Stirnlampe/Laterne, Powerbank/Powerstation, USV (Router/PC), faltbares Solarpanel, Notfallradio.
  • Kerzen nur beaufsichtigt, Feuerlöscher/Branddecken bereithalten.
    Leitfaden: BBK-Broschüre „Stromausfall – Vorsorge und Selbsthilfe“.
    Vorfall: Globaler IT-Ausfall Juli 2024 – Flüge gestrichen, Kassen & Praxen gestört: Analog (Radio, Papierlisten) bleibt verlässlich.

Schritt 6: Gesundheit & Erste Hilfe – Minuten entscheiden

Ziel: Du überbrückst sicher, bis Profis eintreffen.
So machst du’s:

  • Medikamente (lebenswichtig) für 2–4 Wochen, Erste-Hilfe-Set, Trauma-Basics (Druckverband, ggf. Tourniquet).
  • Erste-Hilfe-Kurs (DRK) absolvieren und alle 2 Jahre auffrischen.
    Vorfall: In Notlagen sind die ersten Minuten entscheidend – ausgebildete Ersthelfer retten Leben.

Schritt 7: Geld & Dokumente – Belege sind Bargeld

Ziel: Du kannst zahlen und Schäden belegen.
So machst du’s:

  • Bargeldpuffer (kleine Scheine) – Kartenzahlung kann ausfallen (Terminalstörungen).
  • Dokumentenmappe (Ausweise, Policen) + Fotoinventar deines Eigentums (offline sichern).
  • Schaden: Fotos/Belege, sofort melden, Rücksprache vor Reparaturen – so empfehlen es die Versicherer (GDV).
    Vorfall: Kartenterminals 2022 fielen bundesweit aus – Läden stellten auf Barzahlung um. (Hintergrund: fehlerhafte Terminal-Software-Komponente.)

Schritt 8: Kommunikation & Navigation – wenn Netze wackeln

Ziel: Familien-Kontakt & Orientierung ohne Smartphone.
So machst du’s:

  • Telefonkette & Treffpunkte auf Papier, PMR-Funkgeräte, Papieratlas + Kompass.
  • Warnhinweise via NINA + Radio.
    Vorfall: Bei größeren Lagen sind Netze schnell überlastet – Papier & Funk schlagen Apps.

Schritt 9: Hygiene & Sanitär – wenn Wasser/Abwasser ausfallen

Ziel: Krankheiten vermeiden, Würde bewahren.
So machst du’s:

  • Wasserdisziplin, Feuchttücher, Müllbeutel, Camping-Toilette/Katzenstreu, Desinfektion.
  • Lebensmittelhygiene beachten (Rotation, kühle Lagerung).
    Leitfaden: BBK-Ratgeber Notfallvorsorge (Abschnitt Hygiene/Haushalt).
    Vorfall: Nach Starkregen/Hochwasser werden Hygieneprobleme schnell zum Hauptproblem.

Schritt 10: Sicherheit zu Hause – Brand & Evakuierung

Ziel: Rauskommen, ohne zu stolpern.
So machst du’s:

  • Rauchmelder prüfen, Feuerlöscher/Branddecke, Fluchthaube (Rauch!) in Mehrparteienhäusern.
  • Fluchtwege freihalten, Türkeile griffbereit, Gassperre/Haupthahn kennen.
    Vorfall: In Evakuierungen verletzen sich Menschen häufiger beim Verlassen als durch Feuer – Ordnung rettet.

Schritt 11: Nachbarschaftsplan – wer hilft wem?

Ziel: Aus Einzelkämpfern wird ein Team.
So machst du’s:

  • Rollen klären (wer hat Kocher/Powerstation/Funk?), Pflegefälle/Kinder priorisieren, Aushangbrett im Haus.
  • DRK „Black-Check“-Karten als Gedankenstütze nutzen.
    Vorfall: In vielen Orten nach der Ahrtal-Flut trug Nachbarschaftshilfe die ersten Tage.

Schritt 12: Daten-Backup & IT-Notfall – offline überleben

Ziel: Wichtige Dateien & Kontakte überstehen Ausfälle.
So machst du’s:

  • 3-2-1-Backups (3 Kopien, 2 Medien, 1 außer Haus), verschlüsselte externe SSD.
  • Backups testen (Wiederherstellung!), Update-Disziplin.
    Leitfaden: BSI – Datensicherung, wie geht das? (Voll/inkrementell/differenziell + Schritt-für-Schritt).
    Vorfall: Juli 2024: Ein fehlerhaftes Update genügte für weltweite Störungen – Offline-Kopien waren Gold wert.

Schritt 13: Evakuierungsplan & Go-Bag – 10 Minuten bis „Tür zu“

Ziel: In 10 Minuten raus – mit dem, was zählt.
So machst du’s:

  • Go-Bag: Wasser, Notnahrung, Erste Hilfe, Lampe, Powerbank, Radio, Dokumente-Kopien, Bargeld, Grundhygiene, Kleidung, Kopien von Rezepten/Medikamenten.
  • Haustiere (Transportbox, Futter) einplanen.
  • EU-/Bund-Unterstützung: Bei Großlagen kann der EU-Zivilschutz-Mechanismus (rescEU) Material/Teams schnell in betroffene Regionen bringen – du überbrückst, bis Hilfe greift.

Schritt 14: Probelauf & Wartung – der 24-Stunden-Test

Ziel: Lücken finden, bevor es ernst wird.
So machst du’s:

  • 24 h ohne Einkaufen & ohne Netzstrom simulieren (am Wochenende).
  • Lückenliste erstellen, Ablaufdaten bündeln/etikettieren, alle 6 Monate prüfen.
    Tipp: BMEL/BBK geben klare Vorgaben für Rotation & Mengen – nutze sie.

Kompakt-Checkliste

  • NINA installiert, Notfallradio vorhanden.
  • Wasser: 2 l/Tag/Person × 10 Tage + Desinfektion/Filter.
  • Lebensmittel: nach BMEL-Tabelle für 10 Tage – rotierend.
  • Licht/Strom: Stirnlampe, Powerbank/Powerstation, USV, Solarpanel, Batterien; BBK-„Stromausfall“ gelesen.
  • Erste Hilfe/Medikamente: DRK-Kurs gebucht, 2–4 Wochen Vorrat.
  • Bargeld/Dokumente: Kopien + Fotoinventar, Schadenleitfaden (GDV) gespeichert.
  • Backups: 3-2-1, verschlüsselte SSD, Restore getestet (BSI).
  • Nachbarschaftsplan/Black-Check sichtbar.

Panik ist laut, Vorbereitung ist leise

Du brauchst keinen Bunker. Du brauchst einen Planjetzt: Warnungen empfangen, Wasser/Essen für 10 Tage, Licht/Strom, Erste Hilfe, Bargeld/Belege, Backups, Nachbarschaftsplan. Wer das hat, bleibt handlungsfähig, wenn andere noch suchen, wo die Taschenlampe liegt. Fang heute an – jede Kiste, jede Liste, jeder Handgriff nimmt dir morgen die Angst.

Quellen


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(Kocher nie in Innenräumen nutzen, CO-Gefahr!)

Wasser & Aufbereitung

Lebensmittel/Notration

Licht, Strom & Information

Kochen (nur draußen/ gut belüftet!)

Erste Hilfe & Gesundheit

Sicherheit & Brandschutz

Dokumente & Daten

Kommunikation & Orientierung

Identität & Logins (optional, sehr sinnvoll)